Der Gebrauchtwagenmarkt ist nach wie vor durch stabile Nachfrage bei weiterhin geringem Angebot bestimmt. „Im Schnitt über alle 2 bis 4-jährigen Fahrzeuge lag das Angebotsvolumen im September um 0,7 % niedriger als im September 2021. Im Vergleich zum August hat sich die Angebotssituation jedoch mit einem leichten Anstieg um 0,2 % gegenüber dem Vormonat etwas stabilisiert“, erläutert Robert Madas, Regional Head of Valuations AT, CH, PL bei Eurotax Österreich. Bereits im Jahr 2021 war das Angebot aber deutlich geringer als Anfang 2020.
Das Angebot an batterieelektrischen Fahrzeugen ist mit einem Minus von 43,3 % gegenüber dem Vorjahr erneut stark rückläufig. Aber auch Vollhybride fehlen auf dem Markt, mit einem Rückgang von 24,0 % gegenüber dem Vorjahr und minus 8,0 % gegenüber dem Vormonat. Die Marktaktivität zeigt eine starke Nachfrage nach BEVs und Hybriden aller Art, so dass deren Angebot knapp ist. Bei den Verbrennungsmotoren fehlen nach wie vor die Dieselfahrzeuge auf dem Markt, die im Vergleich zum September 2021 um 8,7 % zurückgingen.
Die durchschnittlichen Standtage haben sich inzwischen deutlich auf durchschnittlich 65,3 Tage erhöht. „Das spricht dafür, dass sich das Gebrauchtwagengeschäft mittlerweile weiter abkühlt“, so Robert Madas. Nur bei BEVs sind die durchschnittlichen Standtage gesunken: BEVs verkaufen sich mit durchschnittlich 47,8 Tagen am schnellsten, gefolgt von Benzinern mit 63,2 Tagen, Dieselfahrzeugen mit 66,4 Tagen und HEVs mit 74 Tagen. PHEVs verkaufen sich mit durchschnittlich 80,7 Tagen am langsamsten.
Trotz der nachlassenden Nachfrage zeigt das Marktumfeld weiterhin stabile bzw. steigende durchschnittliche Restwerte von 36 Monate alten PKW: Derzeit liegt der Eintausch Wert im Schnitt bei 54,4%. Das ist ein Plus von 22,9 % gegenüber September 2021 bzw. von 1,3 % gegenüber dem Vormonat. Am höchsten notieren bei 3-jährigen PKW derzeit PHEVs mit 55,7 %, knapp gefolgt von Dieselfahrzeugen mit 55,0 %, HEVs mit 54,5% und Benzinern mit 54,3 %. 3-jährige BEVs halten mit 49,7% den geringsten Wert.
Da die Nachfrageseite auf eine Veränderung in naher Zukunft hindeutet, ist künftig Druck auf die Restwerte zu erwarten. Die Angebotsseite wird sich jedoch mittelfristig nicht ändern, denn die Neuzulassungen sind immer noch deutlich niedriger als vor der Krise: 2021 lag der Wert um 27 % unter dem des Jahres 2019, und die Prognosen für 2022 liegen sogar unter dem Volumen des Vorjahres. Das Angebot an Neuwagen wird der Schlüsselfaktor für die künftige Entwicklung von Restwerten sein.
Die Lieferketten waren bereits unterbrochen, und zusammen mit dem Halbleitermangel führt der Krieg in der Ukraine zu noch längeren Lieferzeiten für die meisten neuen Fahrzeuge. Aufgrund dieser Unterversorgung geht Madas für die Restwerte von drei Jahre alten Pkw bis Ende 2022 von einem Plus von rund 15% gegenüber Dezember 2021 aus. Erst wenn das Volumen auf dem Gebrauchtwagenmarkt steigt oder die Nachfrage deutlich leidet, werden die Werte unter Druck geraten. Dies wird voraussichtlich im Laufe des Jahres 2023 der Fall sein.
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