Der Krieg in der Ukraine bremst die Erholung der europäischen Neuwagenmärkte zusätzlich zu den bisherigen Turbulenzen in der Automobilbranche in Folge der COVID-Pandemie. Die jüngsten Entwicklungen auf dem Automobilmarkt in Österreich bestätigen diesen Abwärtstrend.
In Österreich war 2020 das schwächste Jahr für Neuzulassungen seit 33 Jahren. Der Markt hat sich 2021 aufgrund des Halbleitermangels nicht verbessert, und der Krieg in der Ukraine wirkt sich nun auf die aktuellen PKW-Neuzulassungen aus. Von Jänner bis April dieses Jahres wurden 68.739 PKW neu zugelassen und damit um fast 20% weniger als im Vorjahreszeitraum.
Insgesamt wenden sich die Käufer zunehmend Elektrofahrzeugen zu, wobei Plug-in-Hybride (PHEV) und batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) besonders beliebt sind und bei den Neuzulassungen einen Marktanteil von fast 20% erreichen. Der Diesel musste in den vergangenen 2 Jahren die stärksten Einbußen hinnehmen und liegt derzeit bei nur noch rund 28% Marktanteil.
Listenpreise steigen deutlich
Seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie sind die Listenpreise für Neuwagen in Österreich im Vergleich zum ersten Quartal 2019 um fast 18 % angestiegen. Rohstoffknappheit und hohe Energiepreise haben die lokale Inflationsrate beschleunigt, die im März 2022 ein 40-Jahres-Hoch erreichte.
Doch die steigende Inflation ist nicht der einzige Grund, warum die Listenpreise in Österreich gestiegen sind. Abgasnormen, ein vielfältigeres Produktportfolio und eine fortschrittliche Ausstattung der Fahrzeuge sowie die Normverbrauchsabgabe (NoVA) haben sich auf die Listenpreise für Neuwagen in Österreich ausgewirkt. Dies zeigt sich vor allem bei den günstigeren Modellen (siehe dunkelblaue Linie in der Grafik unten), deren Preise kontinuierlich gestiegen sind. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich auf breiter Front fortsetzen.
Gebrauchtwagenmarkt ist angeschlagen
PKW Gebrauchtwagen-Ummeldungen verzeichneten im Jahr 2021 ein deutliches Wachstum, nach einem leichten Minus im Krisenjahr 2020. Der Start in dieses Jahr verlief jedoch schleppend, und im ersten Quartal war mit 199.578 PKW-Ummeldungen ein Minus von 6,8% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verzeichnen.
Gebrauchte Dieselfahrzeuge sind mit einem Marktanteil von fast 59 % nach wie vor vorherrschend. Aber die Verhältnisse beginnen sich zu ändern, da Elektroautos auf dem Gebrauchtwagenmarkt immer beliebter werden, mit einem Anteil von 4,3 % (in Summe für BEVs, PHEVs und HEVs) im Jahr 2022. Das Durchschnittsalter eines Gebrauchtwagens steigt und liegt derzeit bei 9,4 Jahren im Vergleich zu 8,7 Jahren im Jahr 2018. Der Gebrauchtwagenmarkt in Österreich ist nach wie vor durch deutlich geringeres Angebotsvolum gekennzeichnet: Im Vergleich zu Anfang des Jahres 2020 ist die Anzahl der angebotenen Gebrauchtwagen um 35% gesunken. Mit der sinkenden Angebotsmenge sinken auch die Angebotstage: Im Durchschnitt ist ein Angebot heute rund 75 Tage online, gegenüber knapp 100 Tagen Anfang 2020.
Restwerte steigen weiter
Das Marktumfeld ist weiterhin durch eine stabile Nachfrage bei knappem Angebot gekennzeichnet. Die Pandemie und die Chip-Knappheit sowie der Krieg in der Ukraine wirken sich auf die Lieferketten aus. Generell sind weniger Fahrzeuge auf dem Automobilmarkt in Österreich verfügbar und die Angebotspreise sind stark gestiegen, im Durchschnitt um 17 % im Vergleich zum Februar 2020.
Die Analysten von Autovista gehen davon aus, dass die Restwerte für alle Kraftstoffarten bis Ende 2022 steigen werden. Die Restwerte für 36 Monate alte PKW werden voraussichtlich um 7% im Vergleich zum Dezember 2021 steigen. In den Jahren 2023 und 2024 werden die Restwerte voraussichtlich leicht sinken.
Das jüngste Webinar von Eurotax Austria, Teil der Autovista Group, bietet eine tiefergehende Analyse der Trends in Österreich.
Die vollständige deutschsprachige Präsentation finden Sie hier:
Ein Video des Webinars steht hier zur Verfügung.