Ein Blick auf die Entwicklung der Neuzulassungen seit 2010 zeigt ein klares Bild: PKW mit Automatikgetriebe werden immer beliebter. Im vergangenen Jahr waren bereits 42,3% aller neu zugelassenen PKW mit Automatik ausgestattet, nachdem zehn Jahre zuvor das Schaltgetriebe mit 88,0% Anteil noch unangefochten in der Gunst der Autofahrer war. Doch was steckt dahinter? Werden wir immer fauler und ist die Handschaltung ein Auslaufmodell? Und wie verhält es sich mit der Wertbeständigkeit?
Nicht nur in Österreich, in ganz Europa hatte die Automatik bis weit in die 90er Jahre mit einer Reihe von Vorurteilen zu kämpfen: zu träge, zu teuer, zu hoher Verbrauch, zu unsportlich. Spätestens zur Jahrtausendwende waren diese Ressentiments jedoch dank moderner Technik wie DSG-Schaltung und elektronisch regulierten Gangwechseln widerlegt. Nicht zuletzt Sportwagen haben bewiesen, dass die automatischen Modelle im Vergleich zur Handschaltung nicht nur schneller beschleunigen, sondern auch sparsamer sind. Dennoch hat es in Österreich weitere zehn Jahre gedauert, bis der Trend zur Automatik eingesetzt hat. Bis 2010 waren Schaltgetriebe mit knapp 90% Marktanteil die unangefochtenen Platzhirsche (siehe Abb. 1).
Parallel zu dieser Entwicklung ist freilich auch ein anderer Trend offensichtlich: Der Boom bei SUVs ging vor allem zu Lasten der Segmente C (unteren Mittelklasse), D (Mittelklasse), aber auch B (Stadtwagen). Große SUVs waren – ebenso wie Fahrzeige der Oberklasse – von jeher überwiegend mit Automatikgetriebe ausgestattet, bereits 2010 wurde in diesem Segment nur in rund einem Drittel der Fahrzeuge von Hand geschalten, mittlerweile sind es gerade einmal noch ein Achtel.
Bemerkenswert ist der Trend zur Automatik aber bei kleinen und mittleren SUVs, machen diese doch mittlerweile gut 30% aller Neuzulassungen aus. Ein Automatikgetriebe war in diesem Segment 2010 noch eher exotisch mit knapp 13% Anteil, im vergangenen Jahr wurden bereits 41% aller kleinen und mittleren SUVs mit Automatik ausgeliefert. Noch einen Gang schneller vollzieht sich dieser Trend in der Mittelklasse: Mittlerweile haben nicht einmal mehr ein Drittel der neu zugelassenen Mittelklasse-Modelle wie Octavia, Passat, A4, 3er BMW und Co. die klassische Handschaltung (siehe Abb. 2).
Und noch eine weitere Entwicklung begünstigt das Ende der Handschaltung: Hybrid- und Elektro-Fahrzeuge schalten ohnehin automatisch bzw. arbeiten mit Direktantrieb. „Mit der wachsenden Beliebtheit (und Förderung) dieser Antriebsart, insbesondere auch in der Kompaktklasse, wird der Trend zur Automatik zusätzlich beschleunigt“, so Robert Madas, Regional Head of Valuations von Eurotax Österreich.
Restwerte im Vergleich
Die manuelle Schaltung verschwindet also sukzessive, doch wie verhält es sich derzeit mit der Wertbeständigkeit dieser beiden Getriebearten im Vergleich?
Junge PKW (12 Monate) mit Automatik erzielen im Schnitt mit 71,7% etwas höhere Restwerte als junge PKW mit Schaltgetriebe (70,2%). Ab 24 Monaten liegen Automatik und Schaltgetriebe im Schnitt fast gleichauf (siehe Abb. 3).
Geht man eine Ebene tiefer und betrachtet die Restwerte nach Segmenten, ist das Bild etwas differenzierter: So sind z.B. in der Volumen-starken Kategorie der kleinen und mittleren SUVs Modelle mit manueller Schaltung ab einem Alter von 24 Monaten knapp im Vorteil mit Restwerten die rund 1%-Punkt höher liegen (siehe Abb. 4). Umgekehrt verhält es sich in der Mittelklasse: In diesem Segment erzielen Automatikgetriebe im Schnitt etwas höhere Restwerte, mit einem Abstand von 2%- bis 4%-Punkten gegenüber dem Schaltgetriebe (siehe Abb. 5). Freilich können sich auf Modell-Ebene oder im Vergleich einzelner Typen unterschiedliche Ergebnisse zeigen. Die Bestimmung des individuellen Restwertes eines Fahrzeuges (ob Automatik oder Schalter) sollte deshalb jedenfalls auf Modellebene bzw. Natcode-Ebene erfolgen.
Im Schnitt kosten die Automatik-Varianten beim Neukauf um rund 1.500 bis 2.500 Euro mehr als die entsprechenden mit Schaltgetriebe ausgestatten Modelle. Ob dieser Aufpreis für das Automatikgetriebe lohnt, muss jeder Autokäufer nach eigenen Präferenzen selbst entscheiden – sofern das bevorzugte Modell überhaupt noch in beiden Varianten angeboten wird.