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Lexus NX fordert Premium-Plug-in-Hybride heraus

Rainer Hintermayer | 22 Apr 2022

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Rainer Hintermayer

Seit 27 Jahren, davon 22 bei Eurotax, ist Rainer im automotiven Datenbusiness tätig und beobachtet die aktuellen Trends und zukünftigen Entwicklungen am österreichischen Kfz-Markt. Seine Aufgabenschwerpunkte sind die Eurotax-Notierungen sowie Forecast-Werte für PKW und LCV.

Lexus

Der neue Lexus NX ist das erste Auto der japanischen Marke, das als Plug-in-Hybrid (PHEV) angeboten wird. Bislang hatte sich der Premium-Automobilhersteller ausschließlich auf die Technologie von Hybrid-Elektrofahrzeugen (HEV) konzentriert. Da sich Lexus und die Muttergesellschaft Toyota auf den Einstieg in den Markt für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) vorbereiten, kann der NX als „Sprungbrett“ für die Kunden der Marke betrachtet werden.

Lexus-Fahrzeuge sind für ihre Zuverlässigkeit bekannt, und der NX soll diesen Ruf durch seine hervorragende Verarbeitungsqualität weiter ausbauen. Das Design umfasst einen großen Kühlergrill, der durch scharfe, geschwungene Linien an beiden Seiten akzentuiert wird und der Front ein aggressives Aussehen verleiht, auch wenn dies die Meinungen polarisieren mag. Unterstützt wird dieses Erscheinungsbild durch größere seitliche Kühlergrills, die die Nebelscheinwerfer umgeben, während sich der japanische Automobilhersteller am Heck für einen fahrzeugbreiten Lichtbalken entschieden hat. Anders als bei anderen Herstellern ist der lange Balken über der Heckklappe nicht in die Hauptscheinwerfer integriert, sondern „schwebt“ über ihnen, fast wie eine Brücke zwischen den beiden Seiten.

Auch in der Ausstattung überzeugend

Das neue Modell will auch mit praktischen Eckdaten punkten: mit einem komplett überarbeiteten Innenraum, der viel Stauraum und einen 545 Liter fassenden Kofferraum bietet. Das Infotainment-System ist ergonomischer als bei der vorherigen Generation und umschließt den Fahrer fast vollständig, so dass er eine bessere Sicht auf das 14-Zoll-Display hat, mit einer Mischung aus Touchscreen-Optionen und Tasten für eine verfeinerte Steuerung der Fahrzeugsysteme.

Der Lexus NX der neuen Generation ist im Vergleich zu seinen Konkurrenten preislich konkurrenzfähig und gut ausgestattet. Darüber hinaus bietet der japanische Automobilhersteller den erschwinglichen Lexus Relax Plan an, der viele Vorteile bietet, wenn sich die Kunden an das offizielle Servicenetz wenden.

In Punkto Hybridtechnologie ist Lexus gemeinsam mit Toyota ein Vorreiter und hat die Technologie seit der Einführung seines ersten Modells mit Elektroantrieb im Jahr 2005 weiterentwickelt. In der PHEV-Version des NX kann der Elektromotor laut WLTP eine Reichweite von etwa 70 km erzielen. Im Stadtverkehr sollen es sogar über 90 km sein. Neben dem PHEV wird Lexus den NX auch weiterhin mit einem Standard-Hybridantrieb anbieten.

Gutes Gesamtpaket mit leichten Schwächen

Trotz des überzeugenden Gesamtpakets zeigt der Lexus NX auch die eine oder andere Schwäche:

Mit dem relativ aggressiv gestalteten Außendesign besteht die Gefahr, dass das Design schneller altert als bei den traditioneller gestylten Konkurrenten, darunter der Audi Q5, der Mercedes-Benz GLC und der Volvo XC60. Die Geräuschdämmung im Fahrzeug ist gut, aber das Motorgeräusch nimmt beim starken Beschleunigen spürbar zu, was vor allem auf das elektronische CVT-Getriebe zurückzuführen ist. Im Vergleich zu Konkurrenten wie dem BMW X3 und dem Audi Q5 bietet der Lexus NX kein vergleichbar dynamisches Fahrerlebnis. Außerdem bieten die Konkurrenten im D-SUV-Segment immer noch Versionen mit Verbrennungsmotor an, die bei vielen Fahrern nach wie vor beliebt und erschwinglicher sind. Andere könnten sich von der PHEV-Option abschrecken lassen, da die Verbraucher angesichts der zunehmenden Beliebtheit von BEVs direkt zu reinen Elektroautos wechseln wollen.

Launch Report: Lexus NX März 2022

Quelle: Eurotax

Stärken

Mit der zweiten Generation des NX bringt Lexus einen mehr als ebenbürtigen Konkurrenten in der hart umkämpften Premium-SUV-Mittelklasse auf den Markt. Erstmals wird neben einem Vollhybrid auch ein Plug-in-Hybrid mit beachtlichen 76 km rein elektrischer Reichweite (nach WLTP) angeboten. Optisch wurde der neue NX sorgfältig überarbeitet und besticht durch ein markantes, sportliches Äußeres. Auch im Innenraum überzeugt das neu gestaltete, luxuriöse und hochwertige Cockpit. Modernste Multimediatechnik und bequeme Sitze schaffen ein besonderes von den Takumi-Handwerkskünstlern geschaffenes Wohlfühlambiente.

Schwächen

Der monumentale „Diabolo“-Frontgrill ist das charakteristische Markenzeichen aller Lexus-Modelle, aber sicher auch der optisch polarisierendste Teil der Karosserie. Sportliche Beschleunigungsphasen lassen den Benziner aufgrund des CVT-Getriebes kurz aufheulen. Auch wenn der gründlich überarbeitete NX ansonsten kaum Schwächen zeigt und der alte NX bisher das beliebteste Lexus-Modell in Österreich war, werden sich die Verkaufsverantwortlichen fragen müssen, wie die zweite NX-Generation in Zukunft deutlich mehr Marktanteile als in den Vorjahren erreichen kann.

Chancen

Mit der neuen Plug-in-Hybrid-Variante 450h+ erreicht der NX eine Gesamtsystemleistung von 309 PS und beschleunigt ähnlich wie die deutsche Konkurrenz in 6,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Damit ist er den Wettbewerbern des Segments in puncto Fahrleistung ebenbürtig. Hinzu kommt die neueste Generation der Fahrassistenzsysteme. Der NX 350h wird sowohl mit Vorderrad- als auch mit Allradantrieb angeboten. Der 450h+ ist nur mit Allradantrieb erhältlich.

Risiken

Lexus gilt als eine der zuverlässigsten Marken in der Automobilwelt, gepaart mit sehr guten Imagewerten. Seit Ende der 1980er Jahre ist die luxuriöse Toyota-Tochter vor allem in den USA sehr erfolgreich. Auf dem europäischen Markt konnte sich der Hybrid-Pionier Lexus jedoch nie gegen die dominierenden Premium-Modelle von Mercedes, BMW und Audi, aber auch nicht gegen Volvo oder Jaguar-Landrover durchsetzen. So betrug der Neuzulassungs-Marktanteil von Lexus in Österreich im Jahr 2021 nur 0,06%. Zudem war der japanische Hersteller bisher eher zurückhaltend, wenn es um reine Elektromobilität (BEV) geht.

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