Der Gebrauchtwagenmarkt ist nach wie vor durch stabile Nachfrage bei weiterhin geringem Angebot bestimmt. „Im Schnitt über alle 2 bis 4-jährigen Fahrzeuge lag das Angebotsvolumen im August um 0,8% unter dem Wert von August 2021“, erläutert Robert Madas, Regional Head of Valuations AT, CH, PL bei Eurotax Österreich. Bereits im Jahr 2021 war das Angebot deutlich geringer als Anfang 2020. Im Vergleich zum Juli hat sich die Angebotssituation jedoch mit einem leichten Anstieg um 2,8% gegenüber dem Vormonat etwas stabilisiert.
Nach wie vor fehlen Diesel Fahrzeuge auf dem Markt, mit einem Minus von 8,3% im Vergleich zum bereits schwachen August 2021. Doch in diesem Monat ist abermals das Angebot an Elektrofahrzeugen mit einem Rückgang von 46,6% im Vergleich zum Vorjahr noch stärker zurückgegangen. Die Marktaktivität zeigt jedoch eine starke Nachfrage nach BEVs und Hybriden aller Art, so dass das Angebot zu gering ist. Insgesamt ist allerdings zu beobachten, dass der Verkaufsindex im Jahresvergleich als auch gegenüber Juli dieses Jahres deutlich zurückgegangen ist. „Das spricht dafür, dass sich das Gebrauchtwagengeschäft mittlerweile weiter abkühlt“, so Robert Madas.
Trotz des geringen Angebots sind die durchschnittlichen Standtage leicht gestiegen, und zwar auf 58,2 Tage im Schnitt. BEVs werden mit durchschnittlich 55,3 Tagen am schnellsten verkauft, gefolgt von Benzinern mit 56,8 Tagen und HEVs mit 58,9 Tagen. Diesel Fahrzeugen finden im Schnitt nach 59,1 Tagen einen Käufer. PHEVs verkaufen sich mit durchschnittlich 65,2 Tagen am langsamsten.
Dieses Marktumfeld schlägt sich weiterhin in stabilen bzw. steigenden durchschnittlichen Restwerten von 36 Monate alten PKW nieder: derzeit liegt der Eintausch-Wert im Schnitt bei 53,7%. Das ist ein Plus von 21,7% gegenüber August 2021 bzw. um 1,7% im Vergleich zum Vormonat. Am höchsten notieren bei 3-jährigen PKW derzeit PHEVs mit 55,0%, knapp gefolgt von HEVs mit 54,3% und Diesel mit 54,1%. 3-jährige Elektro-Fahrzeuge halten mit 48,3% den geringsten Wert.
Für die zukünftige Entwicklung der Restwerte wird das Angebot entscheidend sein. Die Lieferung von Neuwagen ist aufgrund des Krieges in der Ukraine zusätzlich erschwert. Die Lieferketten sind bereits betroffen, und zusammen mit der Halbleiterknappheit führt das zu noch längeren Lieferzeiten für die meisten neuen Fahrzeuge.
Da die kumulierten Neuzulassungen deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegen (im Jahr 2021 minus 27% gegenüber 2019), geht Madas davon aus, dass sich die Marktparameter mittelfristig nicht verändern werden, so dass die Restwerte für 3-jährige PKW in diesem Jahr voraussichtlich weiter steigen werden. Derzeit geht Madas für Ende 2022 von einem Plus von rund 14% gegenüber Dezember 2021 aus. Erst wenn die Neuwagenmärkte deutlich anziehen und damit auch die Volumina auf dem Gebrauchtwagenmarkt steigen, dürften die Restwerte unter Druck geraten. Dies wird wahrscheinlich nicht vor 2023 der Fall sein.
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